W a l z ²
Velzeke, Belgien - Glasblasen am römischen Ofen // Glassblowing at the Roman Furnace
Updated: Sep 22, 2019
Für uns war das erste Ziel unserer Walz am Provinciaal Archeologisch Museum Velzeke (PAM, Belgien) ein grandioser Auftakt unserer Walz!
Ursprünglich war der einwöchige Aufenthalt in Belgien nicht als "Haltestelle" unserer Gesellenwanderung geplant, doch über den Archäologen Frank Wiesenberg, den Pia bereits 2018 bei dem Workshop "Glasblasen am Römischen Ofen" anlässlich des 1. Internationalen Glassymposiums "Glas(s) Rendezvous" in Rheinbach kennenlernte, bei dem ein Glasofen nach römischem Vorbild gebaut und betrieben wurde, bekamen wir glücklicherweise das Angebot, bei dem Projekt in Velzeke mitzuwirken. Auf dem Plan stand der einwöchige Betieb der dortigen Glashütte nach römischem Vorbild und die Herstellung von Glasrepliken.
Für uns keine Frage: Natürlich sind wir dabei! Schließlich geht es für uns auf der Walz darum, unseren glasmacherischen Horizont zu erweitern - und dafür ist das Velzeke Furnace Project, welches bereits 2008 initiiert wurde und Glasmacher der ganzen Welt anlockt (u.A. William Gudenrath (USA), Francois Arnaud (FR), Mark Taylor & David Hill (EN), Torsten Rötzsch (D), Jason Klein (USA)), bestens geeignet. Experiementelle Archäologie - ein Gebiet, auf dem wir uns bisher nicht bewegt haben; Frank Wiesenberg ist hier jedoch zuhause: Seit 2013 leitet er das Glasofen-Projekt Borg Furnace Project für den Archäologiepark Römische Villa Borg im Saarland und wertete den dortigen Testbetrieb zusammen mit dem Bau der Glasöfen im Rahmen seiner Bachelorarbeit aus (www.frankwiesenberg.de).
So begaben wir uns also am 3. September auf den Weg zum belgischen Velzeke. Noch am Nachmittag wurde der Ofen befeuert, um in der Nacht bei 950°C das erste Glas einzulegen (von Mark Taylor und David Hill nach römischer Rezeptur hergestellte Glasscherben), um schon am folgenden Tag Glasblasen zu können. In den kommenden Tagen wurde viel experimentiert sowie die ersten antiken Repliken hergestellt. Anlässlich des "Tag des Offenen Denkmals" (Open Monumentendag) wurden am Wochenende des 7./8. Septembers zusätzlich die Türen des PAM für interessierte Besucher geöffnet und es konnte uns beim Glasblasen über die Schulter geguckt werden. Der Andrang war groß und die Resonanz durchweg positiv; es wurde gestaunt und mitgefiebert, wie die filigranen Glasobjekte von uns Glasmachern vollendet wurden.
Der Glasofen wurde die gesamte Zeit über (3. bis 8.Sept.) kontinuierlich mit Holz (hauptsächlich Birke) befeuert. Zudem wurden zwei Temperöfen in Betrieb genommen (ebenfalls mit Birkenholz befeuert), in denen die Glasobjekte nach dem Betrieb am Tag über Nacht abgekühlt wurden.
Für uns bot das Velzeke Furnace Project 2019 viele nachhaltige Eindrücke und Erfahrungen, welche auch für die weiteren Stationen unserer W a l z ² sehr wertvoll sind. So wurde uns durch den Umgang mit dem doch recht zähen und "kurzen" Glas am römischen Ofen wieder einmal bewusst, wie wichtig Schnelligkeit und Präzision bei der Arbeit mit dem heißen Material sind: Vergeude keinerlei Zeit während des Anfertigungsprozesses und habe immer die kommenden Arbeitsschritte im Kopf! Mit viel Bewunderung schauten wir den versierten Glasmachern beim Glasblasen zu und staunten über die routinierten Handgriffe, welche sie sich im Laufe ihrer jahrzehntelangen Erfahrung angeeignet haben.
Insgesamt war es ein Zusammentreffen interessanter Persönlichkeiten und besonders hilfsbereiter und offener Glasmacher, die ihr Wissen bereitwillig mit uns teilten. Wir freuen uns, beim nächsten Mal wieder dabei sein zu dürfen und alle beim Velzeke Furnace Project 2020 wiederzusehen!
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